(V)erkenne Dich selbst…. 

Narcissus und Echo – Kammeroper von Jay Schwartz nach Ovid

Premiere am 17. Oktober 2020 im E-Werk Freiburg, weitere Aufführungen bis 25. Oktober

HIER geht’s zum Trailer der Produktion

HIER lesen Sie eine Kritik auf der Plattform IOCO.DE – Kultur im Netz

und HIER gibt es ein recht ausführliches Interview über die Produktion

Verführung & Verhängnis. Begierde & Blindheit. Nähe & Flucht. Sehnsucht & Hass. Bild & Spiegelbild. 
Aida-Carmen Soanea und Hélène Fauchère (c) Heiko Hentschel

Die Kammeroper „Narcissus & Echo“ von Jay Schwartz, Auftragswerk der Münchner Biennale 2009, thematisiert anhand des Mythos aus Ovids „Metamorphosen“ den fatalen Zusammenhang von Bild und Abbild (Spiegelung) sowie von Klang und Reflexion (Echo) in mehrfach inhaltlich ineinander verschlungener bzw. sich spiegelnder Weise. Spiegelung, Widerhall und Verzerrung von Wort und Ton sind der ästhetische wie inhaltliche Grundgedanke dieser avantgardistischen Oper, die sich selbst allen Opernkonventionen verweigert und ein wegweisendes Potential für Musiktheater jenseits von abbildend musikalischem Spiel entfaltet.

Die Musik von Jay Schwartz ist physisch erlebbarer Klang: sie widersetzt sich jeder Einordnung in gängige Kategorien, entfaltet eine auratische Kraft weit jenseits der üblichen Extrovertiertheit neuer Musik und überwältigt ihren Hörer durch eine rational nicht fassbare, aber emotional mitreißende tonale Schönheit. Ehrlicher und puristischer kann Musiktheater nicht sein!

Die Stimme und ihr Echo – Probenfoto (c) Heiko Hentschel

Die verhängnisvolle Verbindung von Narcissus und Echo kreist um Fragen der Identität. Das Echo als Widerhall der letzten Worte seines Gegenübers ist der akustische Spiegel, in dem der naive Betrachter sich selbst entdeckt. Der optische Spiegel ist die Oberfläche des Quells, in dem Narcissus sich erblickt, ohne zu verstehen, wen oder was er da sieht. Selbst(v)erkenntnis ist Ursprung und Schlüssel des Scheiterns – hier soll Vieles, was heute als mediale Normalität gilt, mit großer Dringlichkeit hinterfragt werden. Der alte Mythos konfrontiert uns vehement mit unserer Lebenswirklichkeit und fragt vor allem nach der (manipulativen) Macht des Bildes. Schwartz‘ ungewöhnliche Musik geht konsequent neue Wege und eröffnet einen philosophisch reflektierenden Klangraum, dessen architektonische Strukturen tief im Inhalt des Mythos verwurzelt sind. Fallende oder steigende, sich kreuzende, verstummende oder ins Unermeßliche crescendierende mikrotonale Linien und Klänge machen erlebbar, wie Narcissus und Echo sich begegnen, (v)erkennen, verpassen und verlieren. 

Stimme                  Héléne Fauchère       

Viola                   Aida-Carmen Soanea 

Schlagwerk              Lee Ferguson, Seorim Lee

mus. Leitung & Orgel    Klaus Simon 

Regie, Bühne, Licht     Heiko Hentschel    

Video                   Sébastien Brohier, Heiko Hentschel

Dramaturgie             Cornelius Bauer 

(c) Sébastien Brohier
(c) Sébastien Brohier
(c) Sébastien Brohier


			

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