Politik und Kunst sind eben doch nicht zwei Paar Schuhe.
Hä, was?
Schön, dass das Publikum so gut mitgeht, sich in die nicht unkompllizierte Geschichte verwickeln und sogar mit Heiterkeit einbeziehen lässt. Ja, das Stück ist ja sooooo ernst, liebe Kritiker, das habt ihr gut erkannt! Aber um so wichtiger ist es, dem ganzen mit etwas Humor zu begegnen und die Ökotragik dieser Oper feinsinnig zu hinterfragen. Theater ist vielschichtig, man darf also gern die Augen aufmerksam offen halten und nicht einfach die Dinge 1:1 setzen, die man sieht.
Es ist wie im richtigen Leben: Liebe ist eben nicht Libido!
Gerade bei einem neuen Werk, das inhaltlich wie musikalisch sperrig ist und die Abgründe unserer politischen Gegenwart mit einem Augenzwinkern zu zeigen versucht, dabei Fragen aufwirft ohne belehrende Antworten zu geben, darf und muss man die Grenzen der threatralischen Situation austesten und sprengen! Theater ist deshalb spannend, weil es assoziativ und verwirrend ist. Dass Irritation im Theater etwas Positives und Produktives ist, zeigte sich in der Premiere spätestens, als das Stück plötzlich abbrach, weil es an der Tür (die das Bühnenbild gar nicht hat) klingelte.
Ding-dong! Wer kommt? Gehört das zur Partitur?
Ist Pause – oder sogar Schluss?
Der Pianist steht auf, verlässt die Bühne und bringt wenig später ein Paket, stellt es kommentarlos auf den Flügel und spielt weiter. Und nun? Sieben Engel wissen nicht, ob sie das Paket öffnen sollen oder nicht. Als sie es doch tun, sind Tomaten drin. Tomaten? Ach so, ja, die heißen ja auch Paradiesäpfel, raunt ein älterer Herr im Publikum. Das ist doch witzig… und gleichzeitig eben auch nicht! So ist das im Theater – jeder nimmt es auf seine Art wahr und einige besonders mutige Zuschauer machen kurzen Prozess und essen die Frucht einfach auf! Wer hätte das gedacht?
Wir dürfen gern weiter an die unwiderstehlich sinnliche, magische und gesellschaftliche Kraft des Theaters glauben, auch wenn es manchmal Kopfschmerzen macht…
