Zum Auftakt der Intendanz von Cecilia Bartoli an der Opéra Monte Carlo hatte ich die Gelegenheit, Christof Loys Inszenierung von Händels wohl bekanntester Oper „Alcina“ vom Opernhaus Zürich nach Monte Carlo mit der neuen Direktorin in der Hauptrolle zu übertragen.

(c) Heiko Hentschel, vlnr: Varduhi Abrahamyan, Philippe Jaroussky, Cecilia Bartoli, Sandrine Piau

Diese Produktion, die bereits in Zürich und Paris erfolgreich gezeigt wurde, erzählt die Handlung innerhalb der Mechanismen und der Doppelbödigkeit der Welt des Theaters. Alcinas Zauberwelt blendet mit der Üppigkeit und Fülle des Barock und entführt die Eindringlinge Melisso (Peter Kalmán) und Bradamante (Varduhi Abrahamyan) in die Mechanik der Unterbühne, ins Dunkel einer Unterwelt voller emotionaler Abgründe.

1. Akt: questo il cielo di contenti – perfekte Barockillusion, (c) Heiko Hentschel, Probenfoto

Im 2. Akt erfolgt die Demaskierung des farbenreichen Spiels und führt – in den Garderoben hinter der Bühne – zur zwiespältigen Erkenntnis der Wahrheit, in der sich Ruggiero (Philippe Jaroussky) und Bradamante auf vielen emotionalen Umwegen wiederfinden, während Alcina (Cecilia Bartoli) die Macht der Blendung verliehrt und der Zauber des schönen Scheins zusehens kollabiert.

2. Akt: ombre pallide – das Ende der Demaskierung, (c) Heiko Hentschel, Probenfoto

Im dritten Akt blickt der Zuschauer noch konsequenter hinter die Kulissen des Theaters. Während sich der Aufbruch in Richtung Wirklichkeit mit jeder weiteren Arie ankündigt, versucht Alcina, an der Kraft der Illusion festzuhalten, wobei die Wahrhaftigkeit ihrer Gefühle für Ruggiero im Widerspruch zum leichtfertigen Liebesspiel des Beginns in eine ausweglose Sackgasse führen. Der Untergang der Zauberin bedeutet zugleich aber auch den Verlust jener Magie, mit deren Hilfe wir aus dem Alltag entfliehen – in eine manchmal schönere Welt der Verführung und Illusion.

3. Akt: credete al mio dolore – Ankunft in der Wirklichkeit, (c) Heiko Hentschel, Probenfoto

Nicht nur für Morgana (Sandrine Piau) und Oronte (Maxim Mironov) ist die Ankunft in der Wirklichkeit – und damit das Ende der leichtfertigen Liebesspiele – ein schmerzhafter, aber erlösender Prozess. Die Enttäuschung der Liebe als das Ende der Täuschung der eigenen Gefühle führt die Figuren zu sich selbst zurück – und Cupido (Katharine Sehnert) hat keine Kraft mehr, den Verzweifelten zu helfen.

Alcina – Cecilia Bartoli
Ruggiero – Philippe Jaroussky
Morgana – Sandrine Piau
Bradamante – Varduhi Abrahamyan
Oronte – Maxim Mironov
Melisso – Peter Kalmán
Cupido – Katharine Sehnert

Premiere am 20. Januar 2023, weitere Aufführungen bis 26.01.23 an der Opéra Monte Carlo, Monaco

Schreibe einen Kommentar

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen